LVZ - Muldental vom 04.09.2008
Lastauer setzen Dorfgemeinschaftshaus für Festumzug in Grimma auf Räder
Wettbewerbsprämie fließt in Ausbauvorhaben des Lastauer Heimatvereins
Colditz/Lastau (bpa). Seit Wochen schon bauen die Lastauer an ihrem Wagen, mit dem sie sich zum Tag der Sachsen in Grimma zeigen wollen. Wer die Idee dazu lieferte, das Dorfgemeinschaftshaus als Kulisse darauf zu bauen, kann keiner mehr genau sagen. Zumindest sind sich alle einig, das, was das Dorf verbindet, auch nach außen hin zeigen zu wollen. So schrauben, sägen und schweißen die Mitglieder des Heimatvereins die Teile zusammen und gestalten den Wagen gemeinsam. „Im Dorf besteht ein guter Zusammenhalt, und wenn wir Unterstützung von den Bewohnern brauchen, sind wir bisher nie auf Ablehnung gestoßen“, erzählt Ronny Kriz. „Ich finde es klasse, wie sich die Leute hier mit einbringen“, meint auch Sandra Fuhrmann, die erst seit drei Jahren in Lastau wohnt. Und Holger Frenzel betont: „Hier geht alles Hand in Hand, wenn meine Hilfe gebraucht wird, bin ich gern dabei.“ Das „echte“ Mehrgenerationenhaus soll im einstigen „Gasthof zur Linde“ entstehen und als Treffpunkt für Jung und Alt dienen. Der Jugendclub hat hier bereits mit drei Räumen sein Domizil aufgeschlagen Zum Dorffest und anderen Veranstaltungen sollen sich hier die Bewohner sammeln, die Frauensportgruppe will das Objekt ebenfalls nutzen…. Damit das Haus aber allen offen steht, sind Umbaumaßnahmen erforderlich, für die der Heimatverein die Baugenehmigung beantragt hat.
Ronny Kriz: Im Dorf besteht ein guter Zusammenhalt, und wenn wir Unterstützung brauchen, sind wir bisher nie auf Ablehnung gestoßen.
„Wir können leider noch nicht loslegen, weil hinsichtlich des Brandschutzes noch einige Forderungen erfüllt werden müssen“, so Ronny Kriz. Eine ist, dass für den Brandfall genügend Löschwasser zur Verfügung stehen muss. „Wir haben die Ressourcen geprüft und festgestellt, dass mit dem nahen Dorfteich und einer Zisterne in unmittelbarer Nähe zwei getrennte Löschwasservorhaltepunkte gegeben sind“, ist Kriz optimistisch. Der Ausbau der Begegnungsstätte wird zu 60 Prozent gefördert, weitere 30 Prozent sind als Muskelhypothek und zehn Prozent an Eigenmitteln einzubringen. „Die Hälfte der Summe haben wir bereits zusammen“, bemerkt Vereinsmitglied Ronny Meißner. Eingeflossen sind beispielsweise Einnahmen aus dem Dorffest und anderen Veranstaltungen. Und dieser Tage klingelte es unerwarteterweise erneut in der Kasse. Denn die Lastauer trugen beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ zwar keinen Sieg davon, bekamen aber dennoch einen Preis. „Wir erhielten den Sonderpreis für aktive Jugendarbeit, der mit 500 Euro bedacht worden ist“, berichtet Ronny Meißner stolz und erzählt davon, wie sich die Jugendlichen bei Vorhaben im Ort mit einbringen und beispielsweise bei der Freiflächengestaltung halfen. Ein Teil des Preisgeldes fließt nun mit in den Ausbau des Mehrgenerationenhauses. Das Häuschen auf dem Wagen haben die Mitglieder des Lastauer Heimatvereins übrigens keinesfalls nur für den Festumzug gebaut. Es soll anschließend einen Platz auf der Festwiese hinter dem Dorfgemeinschaftshaus finden und dann für Veranstaltungen zur Verfügung stehen.
Rochlitzer Zeitung vom 20.06.2009
Jeder zweite Herzschlag für den Heimatort
Karl und Annelies Fritzsch aus Lastau gehören zu den Stammlesern der „Freien Presse"
Lastau. Die Liebe zu seinem Heimatort ist auch nach 62 Jahren ungebrochen. Dazu bekennt sich Karl Fritzsch aus Lastau in aller Öffentlichkeit, und jeder kann es sehen. Denn ein selbst gefertigtes Schild mit der Aufschrift „Ich lebe gern in Lastau" prangt am Gartenzaun seines Grundstücks unweit der Kirche. „Ich habe alle bisher in der Lokalausgabe Rochlitz der .Freien Presse' erschienenen Beiträge dazu gelesen. „Das hätte auch Lastau verdient, zumal es hier noch einige treue Leser gibt", meint der 86-Jährige.
Dazu gehören auch er und Ehefrau Annelies. Sie lesen seit mehr als fünf Jahrzehnten die Tageszeitung. Davon konnte die beiden in alle den Jahren niemand abbringen. Auch nicht, als Lastau seine Selbstständigkeit verlor und ein Ortsteil der Stadt Colditz wurde, nach der Gebietsreform dem Muldentalkreis angehörte und jetzt dem Leipziger Land zugeschlagen wurde.
„In der .Freien Presse' erfahre ich auch Neues und Interessantes aus meinem Geburtsort Niederwürschnitz und aus den Städten und Gemeinden entlang der Mulde - von Lastau bis Glauchau. Da ich viele dieser Orte noch aus meiner beruflichen Tätigkeit bei der Bahn kenne, interessiert es mich, was dort passiert", sagt der rüstige Senior. „Und die Zeitung hat ein handlicheres Format als andere. Man kann sie so am Frühstückstisch lesen", schmunzelt Karl Fritzsch.
Er und Ehefrau Annelies schätzen besonders den Zusammenhalt und das Miteinander von Jung und Alt im Ort. „Wir sind mit fast allen Leuten per du, helfen uns gegenseitig und bringen uns auch in das Dorfleben mit ein", berichtet das Ehepaar. Sie haben Spuren hinterlassen: Er stand noch bis vor einem Monat an der Spitze des Seniorenvereins. Ehefrau Annelies unterstützte bei der Organisation von Busfahrten, Seniorenfeiern und gemütlichen Zusammenkünften.
„Das Ehrenamt habe ich in jüngere Hände gelegt", erzählt der gelernte Tischler. Haben die beiden Senioren nun die eigenen Hände in den Schoß gelegt? Weit gefehlt bei den Fritzsch's: Er widmet sich gern seinem Hobby Schnitzen. Was er da aus einem Stück Holz „zaubert", davon konnten sich die Lastauer erst wieder am vergangenen Wochenende zum Dorf- und Heimatfest überzeugen. Für Ronny Meißner und Ronny Kritz gab es das Bambi für Lokal Patriotismus. „Das war mir ein inneres Bedürfnis im Namen aller Senioren, den beiden jungen Männern für ihr Engagement und die Einsatzbereitschaft in dem 300-See-len-Ort, insbesondere beim Bau des Mehrgenerationenhauses zu danken", so Fritzsch. Und das wird mit Sicherheit nicht das letzte Kunstwerk aus Holz gewesen sein.
Langeweile ist für das rüstige Seniorenpaar ein Fremdwort. Wie heißt es doch in einem alten Sprichwort: Wer rastet, der rostet. „Das haben wir seit unserem Ruhestand immer so gehandhabt und daran wollen und werden auch weiter daran festhalten."
Christine Hirschfelder
LVZ vom 16.07.2009
Gemeinsames Werkeln am Mehrgenerationshaus
Den Sommer wollen die Lastauer für Fassadenarbeiten nutzen
Colditz/Lastau. Längst hat sich der 245 Einwohner zählende und etwa fünf Kilometer südlich von Colditz gelegene Ort Lastau zu einem hübschen Dorf herausgeputzt. Freundliche Fassaden und blühende Gärten sind eine Augenweide für jeden Durchreisenden. Und trotzdem gibt es da noch einen grauen Fleck im Orts-kern - der alte Gasthof. Doch dem verleihen jetzt die Mitglieder des Heimatverems Lastau und Umgebimg ein neues Antlitz.
Unbeirrt ihrem Ziel folgend, nämlich aus dem Gebäude ein Mehrgenerationshaus (MGH) machen zu wollen, wirken schon jetzt Junge und Alte am Um- und Ausbau mit. „Wir konnten von Beginn an alle Generationen für unsere Arbeit begeistern und einbinden", bringt es Vereinschef Ronny Kriz auf den Punkt und fügt an: „Gegenwärtig werkeln die jungen Leute drinnen, um den Innenausbau vorzubereiten, und die Rentner stehen auf dem Gerüst und putzen die Fassade neu."
Mit Bedacht hat der Heimatverein Lastau seinem Namen das „...und Umgebung" angehangen. Denn die Vereinsarbeit findet auch weit über die Dorfgrenzen hinaus großen Zuspruch. Unter den 34 Vereinsmitg]ieclern und freilich vielen Helfern sind sogar Leute aus dem benachbarten Landkreis Mittelsachsen auszumachen. So packen beispielsweise René Schneider aus Kralapp und Rolf Diester-heft aus Methau tüchtig mit zu. Aber auch aus Hausdorf südöstlich von Colditz reicht beispielsweise die Familie Gerbitz ihre fleißigen Hände. Erst kürzlich dem Verein beigetreten und auch auf der Baustelle anzutreffen ist Marc, Jahn direkt aus Colditz. Sein Elternhaus stehe in Lastau und sei somit gewichtiger Grund, durch persönliches Engagement den Kontakt zum Heimatdorf nicht abbrechen lassen.
Obwohl es seit über zehn Jahren eine rege Vereinsarbeit gibt, sagt Ronny Kriz, habe man vor zwei Jahren einen enormen Schwung für die Verwirklichung aller Idee bekommen. „2007 belegte unser Dorf im Wettbewerb um das schönste Dorf auf Kreisebene Platz zwei und auf Bezirksebene Rang vier", blickt Kriz stolz zurück. Auf diesen Lorbeeren wollten sich die Lastauer nicht ausruhen. Vielmehr beflügelte es sie zu dem Mut, den alten Gasthof als Vereinshaus endgültig zu erwerben, nachdem er schon seit Jahren für das Vereinsleben genutzt wird.
„Eigentum verpflichtet", schlägt der Vereinschef einen weiten Bogen, um auf das aufmerksam zu machen, was schon passiert ist. Mit Hilfe von einheimischen Firmen wurde bereits das Dach neu eingedeckt und sämtliche Fenster ausgewechselt. Demnächst wird die k
omplette Heizung erneuert, die - um den Förderrichtlinien zu entsprechen - nur mit Holz bestückt wird. Für die Fassadenarbeiten will man den Sommer nutzen, um konzentriert im Winter den Innenausbau voranzutreiben. „Unser Ziel ist es", sagt Kriz, „nächstes Jahr im Herbst das Haus seiner Bestimmung zu übergeben." Eben als MGH, und so wie es das schon in Städten gibt. Dennoch soll es etwas Besonderes werden. „Wir wollen diese Begegnungsstätte als Pilotprojekt im ländlichen Raum starten. Es ist bestimmt spannend zu beobachten, wie es von den umliegenden Gemeinden angenommen wird", wagt Kriz einen Blick in die Zukunft.
Frank Schmidt
LVZ vom 06.11.2010
"Beim Geld fängt die Freundschaft an"
Mehrgenerationenhaus in Lastau feierlich eingeweiht
Colditz/Lastau. Bis auf den letzten Platz gefüllt waren die Sitzreihen im alten Gasthaus Lastau. Begrüßt wurden die Gäste mit Sekt und einem strahlenden Lächeln der Hausherren. Das sind die 35 eingetragenen Mitglieder des örtlichen Heimatvereins, der dieses Gebäude erwarb, aufwändig um- und ausbaute und nun als schmuckes Mehrgenerationenhaus feierlich einweihte.
"Viel Glück und viel Segen" wünschten musikalisch die Sänger der Liedertafel Colditz, in deren Reihen sich auch zwei ihrer Mitglieder aus Lastau befinden. "Ich war sogar schon hier, als hier die Bockwurst auf Zuteilung für 85 Pfennig verkauft wurde", sorgte mit Jörg Schülert einer von ihnen für allgemeine Erheiterung. Nur Peanuts gegen das, was der rührige Heimatverein des Dorfes um Ronny Kriz für sein neues Domizil aufwenden musste. Zirka 280000 Euro seien unter dem Strich investiert worden. Nicht ganz die Hälfte davon, 125000 Euro, konnten über das "Förderprogramm zur Entwicklung im ländlichen Raum" akquiriert werden. Für die andere Hälfte standen Eigenmittel und Spenden (etwa 32000 Euro) sowie Eigenleistungen (122000 Euro) zu Buche. Besonders stolz ist noch immer der Schatzmeister des Vereins, Ronny Meißner, auf die Dorfbewohner. Die hätten etwas getan, was anderswo vielleicht aberwitzig erscheint, wenn nicht gar unmöglich. "Jeden beantragten Cent an Fördermitteln mussten wir vorfinanzieren. Doch welcher Verein in unserer bescheidenen Größe hat so viel Eigenkapital? Deshalb haben mehrere Privatpersonen im Dorf Darlehen in Höhe von insgesamt 65500 Euro aufgenommen und dem Verein und damit der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Das ist der Wahnsinn", sagte Meißner respektvoll und fügte auf die Lastauer Bürger bezogen an: "Beim Geld fängt die Freundschaft an."
So wichtig ist den Leuten im Dorf das Mehrgenerationenhaus, dass sie Kriz und Co. dafür nicht nur eine Finanzspritze gewährten, die übrigens schon zum Großteil an die Geldgeber zurückbezahlt werden konnte, sondern auch einen enormen Vertrauensvorschuss, für den sich Meißner zur Einweihung im Namen aller Vereinsmitglieder ausdrücklich bedankte. Ein Dankeschön, das auch an alle Privatpersonen und Firmen sowie Behörden und Institutionen gerichtet war, die sich seit 2008 - denn da begann das Projekt "Altes erhalten, Neues gestalten" - daran beteiligten. Diese Leistung, vor allem aber die der Finanzierung, nötigte selbst dem "Finanzminister" im Landkreis, dem 1. Beigeordneten des Landrates, Klaus-Jürgen Linke, Hochachtung ab. "Ihr habt Initiative gezeigt und losgelegt. Ich wünsche euch weiterhin so viel Zusammenhalt, wie ihr bisher schon bewiesen habt." Kaum einer in der Runde dürfte Zweifel daran haben, dass nun ordentlich Leben einziehen wird in das schmücke Mehrgenerationenhaus, das seinem Namen nach allen offensteht, versicherte Kriz. Ob Jugendklub, Rentnertreff oder Uraniavorträge, ob Bürgermeistersprechstunde, Fußpflege oder Arztsprechzimmer, ob Seminare, Workshops oder Informationsrunden - die neuen Hausherren sprudeln nur so vor Ideen zur Nutzung der Räume. Schließlich sei das Haus für den "Dauerbetrieb" konzipiert, sagten die Vereinsmitglieder. Und zum Tag der offenen Tür, morgen von 14 bis 18 Uhr, wollen sie sich und ihr fein rausgeputztes Mehrgenerationenhaus erstmals stolz der Öffentlichkeit präsentieren.
Frank Schmidt